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Resilienz urbaner Gebiete

„Es werden Pandemien folgen, die noch gefährlicher sind“, sagt der Präsident von Lonza, Albert Baehny (Blick, 25. Januar, 2021). Ob er recht behalten wird, weiss keiner. Was man aber wissen sollte, ist, dass es schnell das Richtige zu tun gilt, wenn Schockereignisse auftreten. Davon betroffen sind unsere Leistungsträger der Binnenwirtschaft: Die urbanen Gebiete. Die Lösung? Urbane Gebiete sollen sich nach Aspekten der Resilienz ausrichten. „Resilienz“ ist die Fähigkeit eines Systems, nach Störungen baldmöglichst wieder in den ursprünglichen Zustand zurückzukehren. Für die urbanen Gebiete reicht das längst nicht mehr, vielmehr müssen sie ihre Ausrichtung grundlegend ändern. Das betrifft Hunderttausende Immobilienbesitzer, Versorgungsanbieter und Publikumsdienstleister und Firmen vielfältigster Art. Die öffentliche Verwaltung mit all ihren Abteilungen müsste ebenfalls mit eingebunden sein.

Bei diesen hohen Anforderungen kann einem angst und bange werden. Heute erweist sich bereits ein Bauvorhaben mit mehr als zwei involvierten Eigentümern als kaum umsetzbar (siehe IRAP-Kompass Innenentwicklung, Andreas Schneider). Das sind schlechte Voraussetzungen für die dringend notwenige Transformation.

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Die urbane Kontaktwirtschaft wird fehlen

Die Corona-Krise führte zu einer massiven Abnahme von persönlichen Kontakten. Insbesondere betroffen ist davon die Kontaktwirtschaft mit urbanen Standorten. Wenn Kontakte aber erschwert oder gar unmöglich sind, werden Non Food-Güter nicht mehr stationär eingekauft.

So ist beispielsweise Fashion ein wichtiger Teil der Kontakt- und der Kreativwirtschaft. Bekleidung, Schuhe, Taschen und Accessoires sind hoch emotional, tragen am meisten zum Flanier- Einkaufserlebnis bei und sind damit die wichtigste Angebotsgruppe der urbanen Gebiete. Vieles davon verlagert sich nun ins Internet. Mode ist der wichtigste und beliebteste Umsatzträger im Online-Verkauf. Wer dort nicht bereits Kunde war, wurde es Pandemie-bedingt.

Corona ist der Treiber zum Online-Einkauf, speziell im Bereich Bekleidung. Die Post meldet Rekordstückzahlen an Einkaufs-Paketen. Die Zahl der Mitarbeitenden im weltweit grössten Versandhändler «Amazon» nimmt um 2800 Personen zu, pro Tag, und das bereits seit Juni 2020. Zum Jahresende 2020 arbeiteten insgesamt 1,2 Mio. Mitarbeitende für den Versandhändler.

Wir müssen uns warm anziehen, wenn immer möglich stationär eingekauft. Eisig kalt wird es einem, wenn man die Programme zur Stärkung der urbanen Gebiete sucht, man findet sie nicht. Kritik zur Perspektivenlosigkeit? Fehlanzeige! Die urbanen Gebiete schauen tatenlos zu, wie sich der stationäre Handel zu den grossen Online-Anbietern verlagert.

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Wir lassen keinen fallen – ausser einigen Zehntausend

In einem stattlichen Geschäfts- und Wohnhaus in Familienbesitz im Zürcher Stadtteil Seefeld sind einige Gewerbebetriebe in Miete. Drei Tage vor dem Lockdown im März 2020 erreichte die Mieter und Mieterinnen ein positives Schreiben der Hauseigentümerin: Ihre Mieten würden für zwei Monate erlassen. Ja, es gibt sie, die kooperativen Kräfte (Quelle und Objekt bekannt).
Das ist leider nicht überall so. Bald ein Jahr danach sind viele der knapp 120’000 von einer Schliessung betroffenen Mietverhältnisse immer noch ungewiss. Wer soll dafür bezahlen: Die Vermieter, die Mieter oder die öffentliche Hand? Die Mietkosten der Betriebe betragen, gemessen an den Fixkosten, rund einen Drittel. Sie fallen nicht nur bei Schliessung an, sie sind auch bei Corona-bedingt schlechtem oder gar keinem Geschäftsgang zu entrichten.

Einen Lösungsschlüssel zu finden, der allen Betroffenen als Orientierung dient, haben wir nicht geschafft.
Dabei hiess die hoffnungsvolle Botschaft bei Beginn des Lockdowns noch: «Es wird niemand fallengelassen!» Heute warten und bangen zehntausende Betoffene weiterhin.

Bereits im Input-Letter 20-21 vom 6. Juni, 2020 haben wir das Thema aufgegriffen und unsere Befürchtungen aufgezeigt.