Input 19-13: Dem Warenhaus Globus fehlt der Markt

Die Beiträge der letzten Input-Letters haben gezeigt, dass nur rund zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung kaum frei verfügbare Konsumausgaben zur Verfügung hat.

Man könnte meinen, das sei der Grund dafür, dass das im höheren Preisniveau angesiedelte Warenhaus Globus seine Wirtschaftlichkeit verloren hat. Doch diese Schlussfolgerung ist zu vorschnell. Denn es gibt sie nämlich auch, die Haushalte mit genügend frei verfügbaren Mitteln. Rund 25 Prozent gehören zu dieser Gruppe. Sie sind das primäre Kundenpotential von Globus.

Und dieses müsste eigentlich ausreichen, um die notwendigen Umsätze zu erreichen. Globus hat mit seinem Warenhaus in der Schweiz lediglich einen Verkaufsflächenanteil von 0,6 Prozent. Mit 0,8 Prozent ist der Umsatzanteil nur geringfügig höher.

Somit übersteigt das Kundenpotential den getätigten Umsatz um Längen. Allein aus dieser Sicht müssten die Umsatz-Erwartungen von Globus eigentlich erfüllt werden.

Weitere Umstände sprechen für einen möglichen Erfolg des Warenhauses Globus. Die wichtigen Megatrends Urbanisierung, Alterung und Tourismus kommen ihm entgegen. Mit 14 Standorten, viele an Innenstadt-Bestlagen, können diese Trends bedient werden. Weiter garantieren die Standorte hohe Frequenzen. Sie ermöglichen auch Animier- und Spontankäufe. Und dann ist Globus DAS beliebte Geschenkhaus.

Sicher, Warenhäuser sind weltweit auf dem Rückzug. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Aber für Globus wäre der Markt noch vorhanden. Diesen zu gewinnen, das ist die grosse Herausforderung.

Zu den grossen Herausforderungen zählen sicher die gestiegenen, personellen Anforderungen. In der Führungsebene sind unterschiedliche Kompetenzen erforderlich. Eine Person genügt nicht mehr. Das Kundenmanagement bis hin zum Kundenkontakt ist höchst anspruchsvoll

Die erforderlichen personellen Qualitäten und Kompetenzen, vor allem auf den Führungsebenen, sind in der Schweiz nur schwer zu finden. Dafür ist die Schweiz zu klein und die beruflichen Perspektiven sind zu gering. Das ist wie im Fussball. Ist eine Trainerposition zu besetzen hat eine Mannschaft in der Champion league andere Bewerberprofile als ein Fussball-Club auf regionaler Ebene. Heute sind kreative, innovative und persönlichkeitsstarke, auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtete Menschen mit IT-Affinität und Perspektiven gefragt. Seriöses Mittelmass reicht längst nicht mehr.

Eine weitere grosse Herausforderung sind warenhaustaugliche Bautypologien mit der notwendigen Fläche an urbansten Standorten. Es fehlen die Urbanisten unter den Architekten.

Jetzt liegt es an den Kunden, also an Ihnen! Im Globus finden Sie eine Fülle von Geschenkideen für alle. Es bleibt sehr zu hoffen, dass es nicht zum letzten Mal möglich ist, Weihnachtsgeschenke im Globus zu kaufen. Die Schweiz und insbesondere die Innenstädte brauchen Globus. Auch wenn aus heutiger Sicht einiges gegen den Warenhaustypus spricht, überlebt ist das Warenhaus noch lange nicht. Totgeglaubte leben schliesslich länger!

Wer weiss, vielleicht zeigen sich demnächst völlig neue Perspektiven. Zu hoffen wäre es.

Wir wünschen Ihnen eine geruhsame Weihnachtszeit und ein schönes neues Jahr!

Input 19-12: Preisbewusstsein beeinflusst die urbane Vitalität

Ein gutes Konsumklima stimuliert die urbane Vitalität. Bis 2012 gab es keine Zweifel an der Wohl-standsinsel Schweiz. Alle Menschen in der Schweiz sind reich, das war eine gesetzte Tatsache. Das wurde nicht in Frage gestellt und wirkte wie ein Magnet. So fand jede Fläche einen Mieter, bis 2012 erlebte die Schweiz ein Wachstum an Verkaufsflächen. Mit dem Ergebnis, dass die Schweiz schnell weltweit den Spitzenplatz erreichte. Nirgends gab es gemessen an der Einwohnerzahl mehr Verkaufsflächen.

Ein Missstand, der sich seit 2015 stark korrigiert. Seither rücken die Fakten in den Vordergrund. Und sie sprechen eine andere Sprache. Die Einkommen sind zu ungleich, die fixen Ausgaben für Gesundheit und Miete für Viele zu hoch. Die frei verfügbaren Haushaltausgaben bleiben tief. (IP-Letter 10/11/12). Die Überalterung verstärkt diesen Umstand noch. Die Konsumausgaben der Haushalte steigen schon lange nicht mehr. Als ob das nicht schon genug wäre, kommt mit dem technologischen Fortschritt eine neue, massgebliche Herausforderung auf uns zu. Dieser ermöglicht den zeitunabhängigen Vergleich von Preis und Qualität sowie den Einkauf per Knopfdruck.

Für den stationären Detailhandel ist das fatal. Die Margen und die Produktivität (Umsatz pro m2 Verkaufsfläche) sinken, die Betriebskosten steigen.

Die frei verfügbaren Haushaltausgaben sind nicht der einzige, aber ein bestimmender Indikator. Solange sie sich nicht verbessern, beschleunigt sich der Rückzug des stationären Detailhandels weiter. Und es sieht nicht danach aus, dass sich daran selbst auf lange Sicht etwas ändert. Der Detailhandel war jahrzehntelang der Selbstläufer urbaner Belebung, der wichtigste Arbeitgeber und Ertragsbringer für die Immobilien.

Die Zentrumsgebiete müssen neue Werte, neue Wertschöpfung und neue Attraktivität finden. Und davon sind alle Akteure betroffen. Die Kommunen, die Politik, der Städtebau, die Architektur, die Nutzer sowie ganz speziell die Immobilienwirtschaft.

Diese neuen Attraktivitätsmerkmale werden uns künftig weiter beschäftigen.