Input 20-18: Urbanität findet nicht mehr statt – Schadensbegrenzung in zwei Akten

Das hat es noch nie gegeben: Seit dem 16. März 2020 sind alle Geschäfte mit Publikumsverkehr geschlossen. Ein Grossteil hat seinen Standort in den Zentrumsgebiete unserer Städte und Gemeinden. Urbanität findet nicht mehr statt. Aber innert Tagesfristen hat der Bundesrat Kredite von CHF 40 Milliarden nicht nur bewilligt, sondern in beispielhafter Zusammenarbeit mit den Banken auch verteilt. Die Mittel sollen denjenigen zukommen, die zur Schliessung ihrer Geschäfte gezwungen sind. Eine überzeugende Leistung der obersten Entscheidungsebenen. Das war der erste Akt der Schadensbegrenzung. Der zweite folgt sogleich…

und dieser sieht ganz anders aus. Da stellen sich nämlich mehr Fragen als Antworten.

Dazu vier Beispiele:

1. Das Einkaufen, respektive das Angebot im Supermarkt: Verkauft werden dürfen Güter des täglichen Bedarfs. Was nun, wenn viele von uns im Homeoffice arbeiten müssen, gehören beispielsweise Druckerpatronen dazu? Und zählen jetzt, wo Frühling ist, Setzlinge dazu? Oder wie steht es um Damenstrümpfe, sind sie Wahl-oder Tagesbedarf?
2. Eine Sache mit grösster Tragweite sind die rund 100’000 Mietverhältnisse der momentan geschlossenen Geschäfte. Wer trägt den Schaden? Der Bund, die Vermieter oder die Mieter? Der Meinungsstreit darüber wird gar öffentlich ausgetragen. Geraten wird, das Gespräch und individuelle Lösungen zu suchen. Das bedeutet 100’000 Verhandlungen und ca. 200’000 Stunden an Verhandlungsaufwand. Wie genau stellt man sich das vor? Schätzungsweise 90% dieser Fälle werden ohne Ergebnis enden und versanden. Wie sehen konkrete Lösungen aus, wenn sich die Lockerungen der Corona-Massnahmen über einen längeren Zeitraum erstrecken oder gar zurückbuchstabiert werden müsste?
3. Was ist mit den der Corona-Krise nachgelagerten Verlierern? Sie dürfen ihre Geschäfte zwar öffnen, haben aber keine Kundschaft. Sie warten auf Finanzierungsstützen und auf Lösungen für die Mietkosten.
4. Ab dem 11. Mai, 2020 werden die Detailhandelsgeschäfte wieder öffnen dürfen. Eine Schlüsselrolle kommt der Bekleidungs-Branche zu. Es liegen Waren im Wert von CHF 2,4 Milliarden in den Geschäften. Sie hätten zu grossen Teilen im März und April verkauft werden sollen. Seit dem 16. März verlieren diese Warenbestände täglich an die CHF 24 Millionen an Wert. Wenn sie am 11. Mai wieder Kunden bedienen dürfen, werden diese hohe Rabatte erwarten und die Händler drängt der hohe Warendruck. Das ist keine guter Wiedereinstieg im Corona-Umfeld. Wenn die Geschäfte den Betrieb früher wieder hätten aufnehmen können, wäre ein kontrollierter Einstieg möglich gewesen. Es hätte keinen Ansturm ergeben. Zu gross ist die allgemeine Verunsicherung und die Angst vor einer Ansteckung mit COVID-19. Es fehlen die Kaufkraft und das Flaniererlebnis. Die Konsumstimmung ist erschreckend tief. Was gebraucht wird, bestellen die Kunden zunehmend online.

Gerade jetzt sind mehr denn je Menschen gefragt, die Lösungen differenziert, situationsgerecht, intelligent, flexibel, kreativ und mit gesundem Menschenverstand angehen. Dienst nach Vorschrift reicht bei Weitem nicht. Es braucht Menschen mit Verantwortungsgefühl und Eigeninitiative, deren Handeln immer darauf ausgerichtet ist, die Bedürfnisse von Gesellschaft und Wirtschaft zu bedienen.

Input 19-13: Dem Warenhaus Globus fehlt der Markt

Die Beiträge der letzten Input-Letters haben gezeigt, dass nur rund zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung kaum frei verfügbare Konsumausgaben zur Verfügung hat.

Man könnte meinen, das sei der Grund dafür, dass das im höheren Preisniveau angesiedelte Warenhaus Globus seine Wirtschaftlichkeit verloren hat. Doch diese Schlussfolgerung ist zu vorschnell. Denn es gibt sie nämlich auch, die Haushalte mit genügend frei verfügbaren Mitteln. Rund 25 Prozent gehören zu dieser Gruppe. Sie sind das primäre Kundenpotential von Globus.

Und dieses müsste eigentlich ausreichen, um die notwendigen Umsätze zu erreichen. Globus hat mit seinem Warenhaus in der Schweiz lediglich einen Verkaufsflächenanteil von 0,6 Prozent. Mit 0,8 Prozent ist der Umsatzanteil nur geringfügig höher.

Somit übersteigt das Kundenpotential den getätigten Umsatz um Längen. Allein aus dieser Sicht müssten die Umsatz-Erwartungen von Globus eigentlich erfüllt werden.

Weitere Umstände sprechen für einen möglichen Erfolg des Warenhauses Globus. Die wichtigen Megatrends Urbanisierung, Alterung und Tourismus kommen ihm entgegen. Mit 14 Standorten, viele an Innenstadt-Bestlagen, können diese Trends bedient werden. Weiter garantieren die Standorte hohe Frequenzen. Sie ermöglichen auch Animier- und Spontankäufe. Und dann ist Globus DAS beliebte Geschenkhaus.

Sicher, Warenhäuser sind weltweit auf dem Rückzug. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Aber für Globus wäre der Markt noch vorhanden. Diesen zu gewinnen, das ist die grosse Herausforderung.

Zu den grossen Herausforderungen zählen sicher die gestiegenen, personellen Anforderungen. In der Führungsebene sind unterschiedliche Kompetenzen erforderlich. Eine Person genügt nicht mehr. Das Kundenmanagement bis hin zum Kundenkontakt ist höchst anspruchsvoll

Die erforderlichen personellen Qualitäten und Kompetenzen, vor allem auf den Führungsebenen, sind in der Schweiz nur schwer zu finden. Dafür ist die Schweiz zu klein und die beruflichen Perspektiven sind zu gering. Das ist wie im Fussball. Ist eine Trainerposition zu besetzen hat eine Mannschaft in der Champion league andere Bewerberprofile als ein Fussball-Club auf regionaler Ebene. Heute sind kreative, innovative und persönlichkeitsstarke, auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtete Menschen mit IT-Affinität und Perspektiven gefragt. Seriöses Mittelmass reicht längst nicht mehr.

Eine weitere grosse Herausforderung sind warenhaustaugliche Bautypologien mit der notwendigen Fläche an urbansten Standorten. Es fehlen die Urbanisten unter den Architekten.

Jetzt liegt es an den Kunden, also an Ihnen! Im Globus finden Sie eine Fülle von Geschenkideen für alle. Es bleibt sehr zu hoffen, dass es nicht zum letzten Mal möglich ist, Weihnachtsgeschenke im Globus zu kaufen. Die Schweiz und insbesondere die Innenstädte brauchen Globus. Auch wenn aus heutiger Sicht einiges gegen den Warenhaustypus spricht, überlebt ist das Warenhaus noch lange nicht. Totgeglaubte leben schliesslich länger!

Wer weiss, vielleicht zeigen sich demnächst völlig neue Perspektiven. Zu hoffen wäre es.

Wir wünschen Ihnen eine geruhsame Weihnachtszeit und ein schönes neues Jahr!

Input 19-06: Mietpreissteigerungen im Detailhandel sind kein Selbstläufer mehr

Das Immobiliengeschäft in Zentrumslagen der letzten Jahrzehnte war geprägt von einem grossen Wertzuwachs der Standorte. Zumindest im Bereich Detailhandel ändert sich das rapide. Der Verkauf erfordert zwei Angebotskanäle, nämlich einen Stationär und einen Online. Folge: Die Kosten steigen aber der Umsatz bleibt gleich. Was liegt also näher, als die Stationär-Miete zu hinterfragen?

Input 19-01: Die Schliessung von Geschäften minimieren

Der Einmaligkeitsvorteil der Zentrumsgebiete ist die Nutzungsvielfalt. Die stationär vorhandenen Non-Food-Versorgungsangebote tragen wesentlich dazu bei. Seit 2015 wissen wir, dass ihre Präsenz sinkt. Gemessen an der Verkaufsfläche um 30% bis 2020.

Input: Gefordert ist Handeln mit höchster Dringlichkeit. Für die Zentrumsgebiete von Städten und Gemeinden gibt es jetzt nur noch eine Stossrichtung: Ein Angebotsmanagement muss dafür sorgen, dass sich der Rückzug an Verkaufsflächen in Grenzen hält.